Katzengedicht
Jeden Tag schreib ich ein neues
phantastisches Katzengedicht
und das geht vielleicht so:
Miau miau miau?
Miau miau mio!
Bedaure wenn euch
das nicht heiß macht nicht umhaut
vom Stuhl reißt zu Tränen rührt oder so ähnlich
ich hatte euch aber gewarnt ich bin ehrlich
ich schreib jeden Tag oder fast
ein phantastisches neues Supergedicht
für die Katz
Hinterm Vorhang
Hinterm Vorhang tut sich was
Leute drängen sich ans Glas
einzeln oder auch in Gruppen
sieht man nämlich süße Puppen
die mit Arm- und Beingelenken
sich aufs schwierigste verrenken
wie in einem Staatsballett
gibt ‘s sogar ein echtes Bett
wenn man noch genauer schaut
kriegt man eine Gänsehaut
denn wo Gänse Federn tragen
zeigen sie den nackten Magen
manchmal bis zur Blinddarmzone
manche sogar alles ohne
deshalb hängt der Vorhang noch
nur: der Vorhang hat ein Loch
und es wird noch dekoriert
arrangiert und ausstaffiert
herrlich spärlich eingekleidet
was sie weiblich unterscheidet
schließlich wirken sie echt plastisch
jene Puppen und orgiastisch
reißt der Mensch den Beutel auf
stürzt sich in den Schlussverkauf
Flimmerkitschromanze
Leiselieschen sitzt mit Strickestickestopfehäkelstrümpfchen
träumetrist auf trauter Sachteschmachtehoffebangebank
mittenzwischen frischem Schnalzebalzeturtelschäkerzwitschern
und ihr Hängeherz ist liebestriebesfrühlingssehnsuchtskrank
Herrgottendlich naht der Glühesprüheschwärmeschwöreschöne
musssosein in einem Ferienserienfernsehgernsehstück
wieselwirft aus wunden Dunkelfunkelflackerloderaugen
einen leuchtefeuchten Schmeichelstreichellassiegassiblick
Schleunigstille steht das Strickestickestopfehäkelstrümpfchen
lagelogisch lacht der Märchenpärchenkriegtsichschließlichschluss
zwischen schirmcharmescheuen Pinkeschminkeschmolleschmuselippen
fällt ein lungenlanger Schmatzekratzekitzelkosekuss
Cocktailparty
Gelesen
hab ich sie selbst
verständlich alle auch
nicht persönlich diese tollen
neuen Sachen So wie die anderen da
rüber reden können reicht mir ein
Glas Gin-und-Tonic in der linken
einen Fenchelstrunk in Soße
getunkt in der rechten
Hand und im Mund Oliven
Kerne und Titel
ungefähr ohne Fleck auf
der Weste geschickt
balancierend
Klavierstunde
Er war aus behaydenem Hause
und lehrte recht orfflich Klavier,
am regersten machte er Pause
und wagner-te Bussy mit mir
Er brucknerte gar keine Noten,
er hatte Rossini im Kopf,
er händelte lisztig den Knoten
und löste mozart meinen Zopf
Er brahmste, ich sei seine Muse,
sein Gluck und Busoni-Pedal,
er mendelte sich in die Bluse
und meine bartholde Moral
Mein Papa war bachlich beethoven,
und Mama war strausslich chopiert –
jetzt wird halt perverdi und offen-
bach mit einem Mahler pucciert
Der Zurückhaltende
Es hieß, er sei verkehrt herum
in Sachen Weiberbluse,
zu dämlich fürs Präludium,
geschweige denn, ein Studium
und ernsteres Geschmuse
Da schmiss er seine Taktik um
und griff in ein Gebuse;
es kam zu einem Praktikum
mit einem Prophylaktikum
und seiner Base Suse
Kultur
Wenn eine Straße Goethe- heißt
dann freut sich der erhöhte Geist
weil wir die alten Schreiber lieben
die locker über Leiber schrieben
nicht diese Abgewöhne-Schiller –
so ist der Mensch: das Schöne will er!
… und Unkultur
Schande diesen geilen Knaben
die in feilen Volksausgaben
heimlich bis zur Morgenröte
nach obszönen Szenen graben
wo doch unser großer Goethe
so viel zum Erroethen boethe …
Merkwürdig
Wenn die Motten fremden Hessen
unter Tags die Hemden fressen,
redet man von Hemdenfraß;
wenn die Motten fremden Hessen
nachts im Schrank die Hemden fressen,
heißt ‘s auf einmal: Fremdenhass
Aus einem Kleinwagen-Prospekt
… Die kompakte Fahrzeughülle
dehnt sich mit der Haarzeugfülle …
Das Modell mit Schiebelenkung
eignet sich zur Liebeschenkung:
Führt die neue Henkelschaltung
zu verrenkter Schenkelhaltung,
sollte man die wehen Achsen
gleich nach dem Geschehen wachsen
oder erst in Ehrenschüben
sich im Schenkelscheren üben …
Wie man sieht: ein Klein-Gefährt
reicht, wenn alles fein geklärt
Heute wird gebastelt
Wir nehmen
einen Quadratmeter Haut
aus Erinnerungsresten am besten
was fehlt wird aus deftigen Heften geklaut
und so schlüpfrig wie möglich zusammengebaut –
im Windkanal lässt sich das testen
Love Story
(Daneben geschüttelt!)
Über den Daumen gepeilt
über den Gaumen gekeilt
einmal die Daunen geteilt
und
von dem Staunen geheilt
unverweilt
abgeseilt
Kleine Ursache
Bei Männern, die durch Kaufe-Damen
zu ihrer Feuertaufe kamen,
muss man oft wahre Dramen sehen,
die sich um ein paar Samen drehen
In Schieflage
Damen, die in schiefen Lagen
bei betuchten Schafen liegen,
bringen es zu Liegenschaften,
die sie sich im Liegen schafften
Wortmeldung eines pfiffigen Zuhörers:
“… bringen es zu Gastwirtschaften,
weil sie einen Gastwirt schafften!”
Weitere Wortmeldung:
“… bringen es zu Landwirtschaften …!”
(Vermutlich stammt dieser Einwurf von einem Städter, da er hinsichtlich “betucht” eher schief liegt)
Diskussion eines literarischen Frauenkreises über die These:
Kenner müssen
Männer küssen
(Graffito aus der homophilen Szene)
Claudia, 33, kfm. Angestellte, ledig:
” … daher diese Lecker-Bissen,
wenn wir sie zum Bäcker ließen!”
Anhaltendes Gelächter
Hilde, 56, verh., Hausfrau, Mutter von 5 Kindern:
“Also mich stört schon einmal das ‘müssen’. Ich würde sagen:
Kinder kriegen muss der Mann,
sonst ist er kein Mustermann …”
Überwiegend zustimmendes Gemurmel; vereinzeltes, halbherziges “Bravo!”
Einwurf aus dem Hintergrund: “Reimt sich nicht!”
Hilde: “Wieso? ‘Mann’ auf ‘Mann’ …”
Irgend jemand: “Was, Du …?”; anzügliches Grinsen
Zweiter Einwurf aus dem Hintergrund: “Das ‘Bravo’ war doch gemeint …”
Annegret, 41, Redakteurin mit abgebrochenem Philologiestudium, verh., 2 Kinder:
“‘Kenner müssen Männer küssen’
heißt für mich: wir müssen Kissen
oder selber Missen küssen …”
Zwischenruf: „Irgendwie logisch!”
Petra, 43, Dipl.-Übersetzerin, gesch., ohne Kinder:
“Ich glaub’, die Männer müssten wissen:
dann wär’n wir lauter Wüstenmissen,
und sie in ihrer Männerwüste,
da könnte keiner, wenn er müsste …”
Grinsen, zum Teil verschämt
“… Und wenn sie uns als Kissen missen,
ist klar, dass sie sich küssen müssen,
weil sie ja nichts als Männer kennen …”
Allgemeines Nachdenken
Ingeborg, 39, med.-tech. Assistentin, verh., 1 Kind:
“Nochmals zu den Lecker-Bissen,
die sie ihrem Bäcker ließen …”
Zwischenruf: “Wer ist ‘sie’?”
“Egal, unsere Männer – lass mich ausreden:
Weil sie sie ans Becken ließen
und sie sie beim Lecken bissen …
nein, anders:
Weil sie sie ins Becken bissen,
wenn sie sie mal lecken ließen …”
Buh-Rufe; die Fortsetzung geht im allgemeinen Tumult unter; die Diskussionsrunde wird aus sittlichen Erwägungen abgebrochen.
O wie wohl
(Kanon für 3 Stimmen)
O wie wohl
ist mir am Abend
mir am Abend
wenn ich gut
gegessen habend ge-
gessen habend
dein bin dein bin
O wie wohl
ist mir am Abend
mir am Abend
wenn ich dich
besessen habend be-
sessen habend al-
lein bin lein bin
O wie wohl
ist mir am Abend
mir am Abend
wenn ich dich
vergessen habend ver-
gessen habend beim
Wein bin Wein bin
Wein bin Wein bin
Schüttelreim-Kandidaten für das Guinness-Buch der Rekorde
Wie wär ’s?
Wer gern im Schein der Partylichter trabt
und überreichlich seinen Trichter labt
und demzufolg’, in Anbetracht der Triebe,
den praktischeren Teil verlacht der Liebe,
sich also nur um der Betrachter Lieb’
nach außen so verhält, als lacht’ der Trieb,
obwohl er immer schon der Triebe lachte,
dem rate ich: nach Platos Liebe trachte!
Denn, wer nur um der Eigenliebe Lieb’
sein loses Spiel mit fremdem Triebe trieb,
sich an dem Spott als Schein-Verlachter labt
und dann zur Theke als Betrachter trabt,
der lernt wohl nie, dass nur der Triebe Lieb’
höchst selten in die wahre Liebe trieb. –
Wie wär’s, wenn unser Freund im Licht der Liebe
mehr Mäßigung mit seinem Trichter triebe?
*
Salto morale
Vorsicht! Es gibt da eine Spezie Schockbiest,
die sehr gezielt auf jeden besser’n Bock schießt
und die, derweilen er in ihrem Schoß bockt,
ihn mit Intimem über seinen Boss schockt
Wart ‘s ab, bis du mal selber dieser Bock bist,
auf den sie unter angeblichem Schock schießt
und dem sie, wenn du finanziell nicht schick bist,
kalt lächelnd einen Haken ins Gebiss schickt
Wenn du dagegen selbst ein schlaues Biest bist
und merkst, dass sie zugleich mit and’rem Bock bockt
und ihn, wie dich, mit vorgetäuschtem Schock schockt,
hau ab, bevor sie echt mit ihr’m Geschieß’ schießt!
Statt einer Moral:
Wer außerhalb der Ordnung und mit Schiss bockt,
so wie es sich für einen großen Boss schickt,
wenn ihn sein Eheweib mit ihr’m Gebiss schockt,
der achte drauf, dass er den rechten Schoß pickt!
Aus dem Showbusiness
Nachruf auf einen Künstler-Kollegen
Was mich mit dem Star verband,
war nicht nur der Starverband,
sondern auch mein Barverstand
Denn mit meinem Sparen stand
‘s so, dass nie Gespar’ entstand, –
lächelte der Star entspannt
Was ist/sind eigentlich …?
(Kleines Lexikon in Schüttelreimen)
– Amazonen:
Weiber, die mit Riesenweiten
wild durch Wald und Wiesen reiten
– Beichtgänger:
Gauner, die gerissen wetten
und dann ihr Gewissen retten
– Bergtouristen:
Städter, die mit platten Mündern
satte Frühlingsmatten plündern
– BH:
Eine Art Gebrüste-Retter,
ähnlich wie Gerüste-Bretter
– Clochard:
Franzos’, der in Verstecken döst
und gegen Brückendecken stößt
– Fern-Touristen:
Witwen, die mit platten Magen
sich in Hängematten plagen
– Groupies:
Völlig Unbekannte müssen
öffentlich Bemannte küssen
– Kontrolleure:
Leute, die mit knitzen Schlipsen
Löcher hinter Schlitzen knipsen
– Oxymoron:
Kröten, die sich munter aalen
und ‘s mit Flöten untermalen
– Pharisäer:
Wer lauthals für den Landsturm wirbt
und feig an einem Bandwurm stirbt
– Po:
Bei Regen frieren Straßennymphen
bis fast dorthin in nassen Strümpfen
– Politiker:
Streber, die sich munter drängen
und sich drüber drunter mengen
– Psychologen:
Wühler, die mit schweren Felgen
tief im Ungefähren schwelgen
– Schalterbeamte:
Rentner, die an Stunden kauen,
während sich die Kunden stauen
– Spitzensportler:
Mogler, die nach krummen Siegen
oft enorme Summen kriegen
– Starlet:
Meistens eine spurenlose
hoffnungsvolle Spulenrose
– Straßenmädchen:
Damen, die von Hüften leben
und den Rock zum Lüften heben
– Tiroler:
Jodler, die meist Joppen tragen,
wenn sie in den Tropen jagen
– Treue:
Wenn zwei in einem Bette liegen,
bis dass sich die Skelette biegen
– Uhrwerk:
Das, was in einem Wecker steckt,
der uns ganz ohne Stecker weckt
– Untreue:
Wenn zwei in einem Bett gelogen,
bis sich das Bettskelett gebogen
– Unzucht:
Das, was der Mensch um Mitternacht
gern gegen Schein-Geknitter macht
– Versmaß:
Was der Dichter als Gerüst braucht,
wenn ihm innig das Gebrüst raucht
– Video-Filme:
Schmale Zellulosestreifen,
worin edle Greife schweifen
oder Elfen Schweife greifen
– Waldsterben:
Wenn sich das Blätterlaub entstellt,
weil unser Wetter Staub enthält
– Widerspruch:
Wenn ein Macho nachtbemützt
seine nackte Macht benützt
– Zellulitis:
Wenn man Dackelfalten spürt,
wo die Haut zu Spalten führt
Aber, aber!
Wettlauf
Ätsch!
Selfie
Wer einen feschen Hintern hat,
der fühlt sich wohl im Internat;
wenn ich so einen Hintern hätt’,
ging’ ich damit ins Internet!