Keine Mätzchen, meine Kätzchen!

Dichters Lohn

Kommt ein Schreiber auf den Trichter,
treibt es ihn zum heit’ren Dichter.
Fröhlich wird mit Leim gerungen –
und schon ist ein Reim gelungen!
Noch der letzte Rüsselschleim
wird vielleicht zum Schlüsselreim

*

Dichter, die in Busenmitten
um den Kuss der Musen bitten,
preisen knappe Busenmoden
als probaten Musenboden

Aufgepasst: Bei Busen-Missen
kommt es gern zu Musenbissen!

*

Rollenschreiber klauen froh
ihr Papier im Frauenklo;
häufen sich die Frauenklagen,
muss man vor dem Klauen fragen

Kleiner Tipp:

Wenn man halbe Lagen klaut,
werden selten Klagen laut

*

Wenn ein Reim die Stille bricht
und mir in die Brille sticht,
horch, wie meine Meise lacht –
wenn sie ‘s nicht zu leise macht.

 

 


 

Aus einem gutbürgerlichen Elternhaus

Sonntag mit Musik und Tanten

Nach dem Motto:

Eltern von betuchten Söhnen
freu’n sich an gesuchten Tönen

oder:

Schön ist ein Familientag
nur, wenn man Reptilien mag

 

Sonntags wird meist leer geschwärmt;
bei uns wurde schwer gelärmt:

Morgens wurde Bach geflügelt,
zugefugt und flach gebügelt,
während unsre prüden Tanten
heimlich auf Etüden brannten

Wenn die Metronome tickten
und sie wie Phantome nickten
oder wie die Dirnen stampften,
dass die edlen Stirnen dampften,
sah man sie mit roten Nasen
bei verhunzten Noten rasen

Nach gehabtem Ohrenschmaus
sah’n sie wie geschmoren aus,
mussten unsern trüben Schinken-
häger gleich in Schüben trinken,
allwobei die keuschen Tanten
sichtlich kein Enttäuschen kannten:
ihr gesamter Runzelschmuck
gab sich einen Schmunzelruck

Mittags kamen schmale Vettern,
durften wie die Wale schmettern
oder recht bizarre Tupfen
aus der E-Gitarre zupfen,
während unsre Spatzentanten
plötzlich Bärentatzen spannten,
sich zu einem Schmätzchen platzten
und wie irre Plätzchen schmatzten

Abends dann die ganzen Schwestern,
noch k.o. vom Schwanzen gestern,
die dem Ohr zuleide krächzten,
als ob sie nach Kreide lechzten

Flöten wurden quergelegt,
vollgespuckt und leergequäkt,
und dann ging es traurig schillernd
oder eher: schaurig trillernd
auf dem kühnen, heiter’n Loch
steilste Hühnerleitern hoch

Bis die zwei Walkürentanten,
die ja alle Türen kannten,
schaudernd in den übernächsten
Raum, zur Bar, hinüberächzten:
Stimmenkrächz und Flötenkreisch
töteten ihr Krötenfleisch

Mit dezent benetzten Lippen
sah man sie am „Letzten“ nippen
und – drei oder vier Stunden später
grinsend in die Binsen kippen …

 

 


 

Zeitungslügen

Es gibt es so manche Zeitungslüge,
speziell zum Thema Leitungszüge:

Denk dir mal eine Kupferleitung
im Zentrum deiner Stromverteilung.
Wenn du nun an der Leitung ziehst
und nachher in der Zeitung liest:
“… weil es in dieser Leitung zog”,
dann weißt du, dass die Zeitung log

Oder:

Wenn du die Abendzeitung liest
und dann voll Graus die Leitung ziehst,
dann kann man mit Gefühlen spielen,
die roh in Abortspülen fielen.
Man kann auch im Gewühl versprechen:
“Auf Seite 3 – ein Spülverbrechen!”
So wird ein kleines Krampferbrechen
in Zeitungsmund zum Kampfverbrechen

 

 


 

Ode an und für Käthchen

Ich hab’ an dich mit Müh’ gedacht,
du hast mich ganz perdu gemacht

O Käthchen!

Wir lagen Brust an Brust gelegt,
die Luft war lau und lustgeprägt

O Käthchen!

Ich ging dir kühn ans Busenvlies,
wo ich auf nichts als Flusen biss

O Käthchen!

Und du hast meine Brust verlacht,
die Nacht mit Leselust verbracht

O Käthchen!

Und doch – du hast mich sehr geliebt:
du hast mein Konto leer gesiebt

O Käthchen,

                             nein, kein Mädchen
war je wie du, mein Käthchen!

 

Kritische Anmerkungen:

1. An sich ist jede Ode Mist,
weil so was außer Mode ist

Aber:

2. Wenn es an Gunst und Dunst gebricht,
empfiehlt die Kunst ein Brunstgedicht

Zum Beweis:

3. Oden, worin Hüllen fallen
oder beinah, füllen Hallen!

Und schließlich:

4. Jeder weiß: ein Doppel-Wollberg
schmeckt nach Wolle und nach Bollwerk.

 

 


 

Kunstfehler

Für Durs Grünbein

Wenn man die Schädelnaht verdreht
und sie mit Stacheldraht vernäht,
dann ist es um die Nädelnaht
und oft den ganzen Schädel schad’.

 

 

(Anspielung auf: Durs Grünbein “Schädelbasislektion”, Gedichte, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1994)

 


 

Reisebericht aus Griechenland

Nach dem Wein und kalten Hahn
ging ‘s zurück zum alten Kahn

im Geleit von trüben Schafen,
die sich hier in Schüben trafen

Lustig war, wie alle Hirten
lallend durch die Halle irrten

Die, die schon im Hafen schliefen
musste man im Schlafen hieven.

 

 


 

Altgriechische Tempel-Inschrift
(Übersetzung)

Die, die dereinst zum Tempel strampeln
und auf die schönen Stempel trampeln,
die werden wir zu Trampeln stempeln!

 

 


 

Nächtliche Bahnfahrt

Während wir im Liegewagen
keusch wie in der Wiege lagen,
sah man zwei im Wagen liegen,
sich in tollen Lagen wiegen:

Man sah, wie sich Lippen reckten,
unbedeckte Rippen leckten,
schließlich sogar lose Hüften
ohne Scham die Hose lüften
und im Schienentakte nun
munter tun, was Nackte tun –

Ihre unbequemen Pritschen
hörte man bis Bremen quietschen!

 

 


 


Freunde, höret die Geschichte:
meine jüngsten Schi-Gedichte

Fremdenverkehs-Werbung

“Wer nur Schnee und Sonnenwucht
anstatt echter Wonnen sucht,
lässt sich aus den Halmen eben
rasch wo auf die Almen heben,
doch das echte Sportler-As
findet nur am Ortler Spaß!”

Ja, oft buhlt man mit gar feilen
Sprüchen um die Schifahr-Geilen –
und so fährst du fort zu sparen,
um zum Wintersport zu fahren,
wedelst (dir den Rücken krumm)
und läufst lang (an Krücken rum).

 

*

 

An der Schi-Bar

Vorne wird zum Spaß gefühlt,
hinten wird ein Fass gespült,
rechts und links beschwipste Gören,
die nur auf Begipste schwören

Manchmal fällt ein sachter Schmatz
irgendwo als Schmacht-Ersatz;
späte Damen spenden leise
sich als leichte Lendenspeise …

 

*

 

Trauung im Schnee

Alle steh’n im Sportgewand,
auf das kurze Wort gespannt,
das den Kern der Lage trifft,
spähen nach dem Tragelift

Feuchte Mutterwangen zittern,
während Zeugen Zangen wittern,
und zwei zwischen Schlittengittern
flitternd hinter Gitter schlittern

Reste einer lahmen Rose
steigern noch das Rahmenlose …

 

 


 

Der tolle Toni

Auftakt

Wenn sich die Legionen sammeln,
die in den Pensionen gammeln,
staut sich schon die Startewelle
an der Schikurs-Wartestelle,
manches Auge noch voll Sand,
weil es nicht sein Schlaf-Soll fand,
manches richtig drecksgesäumt,
so hat es von Sex geträumt –
und da kommt der Monitor,
stellt sich vor mit „Toni Mohr“.

Toni muss die Wiege-Schönen
erst mal an die Schi gewöhnen,
auch die selbsterklärten Asse
seiner sehr verehrten Klasse

Eine lebensgroße Puppe
aus der Rennfahrpose-Gruppe
demonstriert vor Gemsenbrunst
Hosenbodenbremsenkunst
und wird samt dem Liegeschaden
wieder auf die Schi geladen;
das besorgt der Monitor,
toll ist der, der Toni Mohr!

“Hüa!”, treibt er sein Vieh zu Scharen,
“Ihr seids da, um Schi zu fahren!”

 

Am Schlepplift

Vor dem ersten steilen Hange
bebt es an der heilen Stange,
doch bereits am vierten Hang
geht es los mit Hirtenfang:

Hinterteil und Stolzgehänge
reiben sich am Holzgestänge,
klamm sucht eine Winterhand
eine warme Hinterwand

Toni spürt geballte Hügel
neben sich am Haltebügel
und das himmelhohe Drängen
hinter diesen Drohe-Hängen

Er prüft ‘s Après-Schigebiet,
was mit Akribie geschieht,
denn der Frust- und Lust-Gebriefte
kennt sich aus mit Brust-Gelifte:
Er betreut die wunden Steiße
auch privat und stundenweise,
wedelt, was die Lende gibt –
wenn man die Legende liebt

 

Am Skihang

Wer nach oben munter reist,
kommt auch glücklich runter meist

Toni hat was abgesteckt,
jetzt wird um den Stab geeckt,
rumlaviert und flugs gebogen,
lustig auf die Bux geflogen,
breit gepflügt und hart gestemmt –
manche ist beim Start gehemmt,
weil man vor dem miesen Schluss
schnell die Beine schließen muss!

Ringsum zeigen Wiegeschädel
jugendliches Schigewedel,
jubel-jauchzend schießen Ranzen
tollkühn über Riesenschanzen –
Toni schlägt um Hosenlängen
alle, die an losen Hängen
im Geländerlosen hängen!

So ist man noch nie geschossen!,
brüsten sich die Schigenossen,
die in seinen Spuren fließen,
Löcher in die Fluren spießen,
über Schussfahrstrecken hampeln,
quer durch Latschenhecken strampeln,
krauchen und in kecken Stürzen
Becken stauchen, Stecken kürzen –
Heiß ist jeder Steiß entflammt,
was dem Übungsfleiß entstammt,
alles brennt für Toni Mohr:
irre, dieser Monitor!

 

Mittagsrast auf der Alm

Alles strömt mit Stolperhufen
über Eis- und Holperstufen
halb k.o. im Truppensog
nach dem Klo zum Suppentrog

Rings auf Bänken hocken Trauben
starr wie unter Trockenhauben,
grillen ihre blassen Nasen
bügellos zu nassen Blasen;
manche Bänke wippen leis':
jemand kremt die Lippen weiß

Boxen schicken heiße Klänge
über Firn- und Gleiße-Hänge;
kreisend finden Dohlen Wärme,
spreizen ihre wohlen Därme –

Toni pfeift den reifen Stücken:
er kriegt einen steifen Rücken

 

Après-Schi

Meist beginnt die Schi-Tour eh
erst so recht beim 5-Uhr-Tee:
plötzlich zeigen Wehgestalten
ungeahnte Stehgewalten!
War die Piste steingewürzt,
jetzt wird sich auf Wein gestürzt,
der gebrüht im Glase blüht
und bis in die Blase glüht

Unser toller Monitor
– nicht vergessen: Toni Mohr –
muss mit all den Wesen trinken,
die ihn an den Tresen winken,
sei ‘s mit Wein-, mit Sektgefäßen,
sei ‘s mit Fast-Perfekt-Gesäßen,
scheel beäugt von sturen Hammeln,
die etwas von “Huren!” stammeln

 

Hüttenabend

Man bricht auf zu tristen Kellern,
wo zu laute Kisten trällern,
um den Tanzefuß zu schinden
oder sich im Schuss zu finden,
und bleibt an den Hammerklängen
wie an einer Klammer hängen

Toni muss mit Teil-Emanzen
manche heiße Meile tanzen;
weiche Kurvenreiche locken,
die ihn halb zur Leiche rocken –
hinter allem stecken böse,
ominöse Beckenstöße!

Er entkommt durch Druckgeschlängel
an die Bar, ins Schluckgedrängel,
wo man Stroh und Blech erzählt,
frech und froh die Zecher prellt,
lässt rundum die Zähne strahlen
und sich manche Strähne zahlen

Blinke-Susen, Heize-Rosen,
Sinke-Blusen, Reize-Hosen,
alles bläst zur losen Hatz
auf des Helden Hosenlatz

In den Nischen sitzen Spinnen
mit gefährlich spitzen Sinnen,
(Ziel sind die infamen Dinger
rechts am vierten Damenfinger),
bis ein kleiner Brillenwicht
kommt und ihren Willen bricht,
fast so toll wie Toni Mohr –
dieser olle Monitor!

Und weil bei dem frechen Spiel
oft schon ein Versprechen fiel,
geht es mit dem Eia-Heini
hopsa! in die Heia eini –
Enzian und Edelweiß
schlafen brav im Wedel-Eis

 

Abschied

Leise rieseln weiße Reste
von der schicken Reiseweste;
zwischen schalem Bus-Geneck
und Tiroler Nussgebäck
tauscht man noch Adressen aus:
manchmal wird ein Essen draus

Da und dort wird schmerzgehinkt,
rosarot das Herz geschminkt;
Tränen auf der heißen Wange,
träumt man von dem weißen Hange
und dem fernen Monitor –
war der toll, der Toni Mohr!

Der kennt keine Dauerdramen:
„Pfüat aich wohl, ihr Trauerdamen!“
Morgen kommt die neue Fracht –
Stockeinsatz und Freuenacht!

 

 


 

Diese Weißkittel!

Ärzte, die mit krassen Mitteln
an den Krankenmassen kritteln,
machen mit der miesen Rasse
ganz schön eine Riesenmasse

Ja, die meisten Massenkittel
nehmen auch noch Kassenmittel! –
und mit ihren Krisenkassen
schüren sie die Kassenkrisen

Oder heißt es: Kassenkittel
und statt Kassen-: Massenmittel?
Dann zehrt diese Kittelklasse
an der Krankenmittel-Masse  –
oder lebt die Kittelmasse
fröhlich von der Mittelklasse …

 

 


 

Fernseh-Krimi

Los geht ‘s mit zwei Schauderleichen,
Konterfeis von lauter Scheichen,
die die beiden Vollgebleiten
an den letzten Zoll begleiten

Dann wird rückwärts aufgerollt,
aus der Tiefe raufgeholt:
Mutter hat mit Milch geknausert –
Sohn hat sich zum Knilch gemausert

Seher mehr und mehr entspannt,
Täter wird mit Speer entmannt,
ziemlich miese Wiesenfärbung,
nahtlos geht ‘s zur fiesen Werbung …

 

 


 

Auf der Pferderennbahn

Sobald das Feld entlang gerutscht,
wird Sekt im ersten Rang gelutscht;
oben, auf den miesen Rängen,
fließt das Bier in Riesenmengen

Nach dem letzten knappen Rutschen
sieht man Leute Rappen knutschen;
die, die auf den Rappen rutschen,
dürfen mit den Knappen knutschen

 

 


 

Höhere Töchter

Streng zum Abstand angehalten
und vom Anstand abgehalten –
und in diesem Stand gehalten
dürfen sie von Hand gestalten …

 

 


 

Abzählvers

Wenn du unter Leute musst,
rechne mit der Meute Lust

Lässt man diese Meute los,
geht sie an der Leute Moos

Hat die miese Meute Moos,
dann wird sie die Leute – los!

 


 

Auf in die Karibik!

Hier wird haargenau erklärt,
wie man sich vom Klau ernährt,
sich in die Karibik legt
und sich – fast – beliebig regt
(Näheres, wie Knasterfragen,
sollte man im Knast erfragen)

 

Viele, die als Schurken gelten,
muss man lahme Gurken schelten:

Etwa jene Meuchelhorden,
die zum Frühstück heuchelmorden,
blind auf Kühlhausdächer stürmen
und als Messerstecher türmen –
weil sie nicht die Klinken schaffen,
wo die feinen Schinken klaffen …!

Oder jene Brezelmeuten
– inklusive Metzelbräuten
in geborgten Winkepelzen -,
die sich scheint ‘s – in Pinke wälzen
und mit arg bizarren Knien
plötzlich Riesenknarren zieh’n
und bei braven Bäckerleuten
Zuckerguss-Geleck erbeuten …!

Über solche müden Sachen,
wie sie sie im Süden machen,
Killerboys und Rase-Nymphen,
kann man nur die Nase rümpfen –

Erstens mal: Nach Warnungstesten
trägt der Könner Tarnungswesten.
Zweitens: Als Alleine-Schocker
macht man viel mehr Scheine locker.
Dritter Rat: Auf Knarren pfeifen,
Klingelgeld in Pfarren kneifen!,
das die geistig reifen Pfaffen
gern für Orgelpfeifen raffen,
so dass kleinste Stinkepfarren
oft nur so vor Pinke starren!

 

 

Erstes Vorgehen

Hier spielt man den leichten Bauern,
die sonst kaum aufs Beichten lauern,
wobei man ins Klammerhemd
einen Spielzeughammer klemmt

 

Pfarrer würde lieber dösen,
als den Hühnerdieb erlösen,
dann sieht er die seichte Bucht
unterm Arm, die Beichte sucht

Denkt sich: lieber ‘s Geld verraten,
als ins Scharfschussfeld geraten,
und bekennt die leichte Beute
wie normale Beichteleute

Opfert alles Bare, taumelt,
zeigt, wo ‘s am Altare baumelt –
ganz verschlag’ne Kohleherzen
stopfen ‘s auch in hohle Kerzen!

 

 

Zweites Vorgehen

Oftmals reicht zu kleinen Fängen
ein Gerät mit feinen Klängen,
ein paar eingebauten Sendern
und nicht ganz versauten Bändern

 

Pfarrer sitzt an einem Maitag,
weil er Gott und die Abtei mag,
friedlich vor der Töpferschank
und sagt seinem Schöpfer Dank

Jetzt kommt man mit Bandgerät –
Pfarrer stoppt sein Randgebet,
weil es ernst zu schweigen gilt,
wenn der Ton von Geigen schwillt

Während diesem reinen Lauschen
horcht man auf sein Leinenrauschen,
ortet, wo der Kriegsschatz sitzt,
werwiewas den Umsatz schützt,
und schätzt am Geknister ab:
lohnt sich ‘s – oder ist er knapp

Häufig ist sein Stopferock
praller als ein Opferstock;
dann spielt man das Leuteband
“Lustig ist ‘s im Beuteland!”,

wählt bewusst den laschen Ton
und kassiert den Taschenlohn –
kurz vor dem Musikspur-Ende
schnell auch noch die Golduhr-Spende

 

 

Drittes Vorgehen

Hier spielt man mit Hinterlist
– weil oft Täuschung linder ist –
jemanden, der Hunde fängt
und an jedem Funde hängt

 

Pfarrer traut aus heißem Grund
einer Art von greisem Hund,
geht mit selbem Hund fürbass,
freut sich auf sein Weißbierfass

Jetzt kommt man ums Haus geeckt,
hat was Tolles ausgeheckt:
schwört, dass alte Hunderassen
späte Wirtshausrunde hassen

Prompt lässt die geballte Hand
los das Hundehalteband,
und fast ohne Handgewalt
filzt man den Gewandgehalt –
denn, dieweil der Hund nicht bellt,
weiß man, dass der Bund nicht hält

 

 

Viertes Vorgehen

Hier wählt man zur Klatschvermeidung
klerikale Matschverkleidung,
die schon zum Verleiden klebt,
weil man vom Verkleiden lebt

 

Pfarrer träumt im Chorgestühle,
freut sich an dem Stor’gekühle.
Imitiertes Weiberlachen
lässt den müden Leib erwachen;
leider ist der Zofenstreit
eher Katastrophenzeit:

Wenn er ‘s Kreuz zur Jungfrau schlägt,
aufblickt und sie recht schlau frägt,
wer der fremde Frater sei –
schon ist die Halsader frei!

Während man alltäglich klönt
und es etwas kläglich tönt,
weil man seine Gurgel hält,
kommt man schnell ans Orgelgeld –
schickt vielleicht mit einem Seil
ihn als Dank zu seinem Heil

 

 

Fünftes und letztes Vorgehen

Feiner als ein Kehlenseil
wirkt Methode Seelenkeil:
Hier spielt man je Wesensart
Spesen- oder Essenswart

 

Pfarrer hält am hohen Freitag
einen reichlich frohen Ei-Tag:
Tisch ist wie zur Schlacht gedeckt –
es wird mit Bedacht geschleckt.
Wachteln gibt ‘s und Entenhahn,
er greift mit den Händen an,
führt sich eine Wachtel ein
und dazu ein Achtel Wein

Wie er grad so götterspeist,
tritt man auf mit Spöttergeist,
predigt schön und beitragsfrei
über Gott und Freitagsbrei

Dann, beim Entenwadenknochen,
kommt man ihm mit Gnadenwochen,
Hölle und Bezirksgericht –
Sündenpfaff verbirgt ‘s Gesicht,
denkt an jede Lasterzone,
fragt sich, ob der Zaster lohne,
geht auf alles näher ein,
kommt zum Schluss, dass eher nein,
rückt ihn übern fiesen Tisch,
schluchzt: ” … und wieder diesen Fisch …!” –

Und mit diesem Wehgeschreie
segnen wir die schräge Weihe.

 

 


 

Aufruf

Helft uns diese Zecken stellen!

In den Biestern stecken Zellen,
die uns unter Deck entspecken,
wenn sie unsern Speck entdecken,
uns sogar im Schlaf entstellen,
während sie sich schlafend stellen

Heute sind schon ganze Kiefer-
Wälder voll von dem Geziefer;
keine Ämter stellen Zecken –

man muss sie in Zellen stecken!

 

 


 

Opas Hochzeitsrede

oder

Die Zehn Gebote
für den frisch gefangenen Ehemann

mit erläuternden Anmerkungen

 

Zur Einstimmung

Die altbekannten und die leichten Sachen
quittiert man gern mit einem seichten Lachen

Das Dumme sind die scheinbar leichten Sachen:
sie enden oft in gar nicht seichten Lachen

Und was ist mit den grad erreichten Sachen?

Na?

Jetzt zappelst Du in einem s……. R…..

 

Vorrede

Nicht oft geschieht es, dass der Triebe Lug
zu amtlich anerkannter Liebe trug

Auch Du wärst fast als armer King gerostet,
weil es Dich einen kleinen Ring gekostet –
ja, ja, wenn einer sich mit Zeitdruck schmückt,
ist klar, dass er sich nur um Brautschmuck drückt …

Damit Du aber nicht zum Stressen freitest
und mit ihr nur ums liebe Fressen streitest,
musst Du die folgenden zehn Regeln kennen,
sonst wird Dein Goldstück bald zum Kegeln rennen:

 

1. Du sollst dein Eheweib in Treue achten,
nicht nach was Besserem voll Reue trachten

Der Traum, der von uns Schafen angehimmelt,
erscheint oft, wenn im Hafen, angeschimmelt

Erst lockt ein Weib mit seinem prallen Geist,
dann merkst Du, dass es seine Krallen beißt;
und eins, das vorher ach so schüchtern niest,
entpuppt sich oft als Biest, das nüchtern schießt.
(Wie oft schon hat ein Weib, das munter heuchelt,
kalt lächelnd seinen treuen Hund ermeuchelt!)

Und gab eins vor, es würd’ nicht heiß aus Stolz,
verschwieg es vielleicht einen Steiß aus Holz
und hat nur deshalb bisher nein gesagt,
weil ein Komplex an seinem Sein genagt –

Kurzum, wer in den Ehebund geschusselt,
hat oft schon ziemlich argen Schund gebusselt,
und aus dem Zustand des beschwingten Reigens
wird gern ein Zustand des beringten Schweigens …

Jetzt aber, wo Du diesen Bund geschlossen
und darauf kräftig Deinen Schlund begossen,
gib acht: Nur wer die Ehe treulich fährt
und seine Eheliebste fräulich ehrt
und wen es nicht schon bald gefährlich reut,
macht seiner Umwelt, sei’n wir ehrlich, Freud';
wer aber seine Eheleitung schockt,
weil eine lukrative Scheidung lockt
und es ihn schon nach kurzen Fristen reut,
macht keinem – außer den Juristen – Freud’.

 

2. Du sollst Dein Weib mit milder Strenge leiten
und nicht um eines Haares Länge streiten

Man schätzt ein Weib ob seiner zarten Hügel
und spürt, eh’ man ‘s bedenkt, den harten Zügel;
und träumt man noch naiv von Knabenrechten,
lässt man sich längst von einem Raben knechten

Beschwört ein Weib der Liebe reine Mächte,
dann geht es meist um ganz gemeine Rechte;
und fängst Du Dich in seiner Schlauheit Fäden,
erkennst Du – spät – der eig’nen Flauheit Schäden.

Denn, spielt ein Weib erst mal die Hosenrolle,
verlangt, dass man ihm täglich Rosen hole,
erschleicht sich listig immer neue Rechte,
dann droht die Zeit der langen Reuenächte …

Ich habe da – verzeih! – so meine Ahnung
und gebe Dir zur Vorsicht eine Mahnung:
Wenn Eheleute mit Geschmolle rangeln,
wird ’s an des Mannes Führungsrolle mangeln.

 

3. Du sollst um Deine Liebste ständig werben,
sonst wird sie vor der Zeit inwendig sterben

Du sollst Dich täglich mit ihr stärker einigen,
sie nicht sofort beim kleinsten Ärger steinigen

Bevor ein Weib wie Licht aus Wachs erlischt,
ist ‘s besser, dass man es beim Lachs erwischt
und es mit einem neuen Hut verwöhnt
– das Monster aber nicht voll Wut verhöhnt! -,
und seine Lieblingszigaretten kauft,
als hinterher um Perlenketten rauft;
denn schließlich lässt nur noch ein Wunderzeichen
den aufgestauten Ehezunder weichen

Wenn zwischen Euch einmal ein Kummer schwelt,
der sie des Nachts in ihrem Schlummer quält,
dann solltest Du ins kühle Kästchen fühlen,
ob da nicht Bierchen für ein Festchen kühlen

Merk’ dir:

Man muss, will man ein Weib zum Schmunzeln rühren,
ihm Hefe auf die Seelenrunzeln schmieren.

 

4. Du sollst Dich niemals ohne Grund ereifern,
auf Deine bess’re Hälfte runtergeifern

Filzt sie zum Beispiel Deine Westentaschen,
nimm an, sie will den Rock zum Testen waschen;
wenn ihr Gesicht dabei voll Mulden schiene,
dann liegt ‘s vielleicht an Deiner Schuldenmiene

Geht sie mal aus mit Deinem besten Freund,
der gern mit Euch auf Saunafesten bräunt,
denk’ nicht, dass sie um Dir zu schaden bummelt
und mit besagtem Freund beim Baden schummelt

Hörst Du, dass sie ‘s mit einem Loddel triebe,
dann lach: “Die Welt ist voller Trottel, Liebe!”

Merk’ Dir, dass, wer nach fremden Stürzen schielt,
oft selbst den Mädchen ihre Schürzen stiehlt.

 

5. Du sollst Dein Frauchen zart und tastend hätscheln,
nicht nur gelegentlich und hastend tätscheln

Ist es in dickes Nachtgestrick gedresst,
dann zeig’ Dich nicht durch diesen Trick gestresst;
zeig’ ihm, dass mit dem gelben Fingerring
es einen ziemlich tollen Ringer fing,
der, wenn er nach galanter Übung trachtet,
zwar einerseits auf jede Trübung achtet,
doch der sich nicht nur aus Verpflichtung regt,
wenn er die bräutliche Verrichtung pflegt

Merk’ Dir: Wenn es im Brautverliese kracht,
kann ‘s sein, dass eine ernste Krise lacht.

 

6. Du sollst fortan in Haus und Garten ackern,
nicht nur wie manche Vogelarten gackern

So mancher will sich gern als Gockel seh’n
und nicht von seinem hohen Sockel geh’n;
man weiß, dass der, der sonst das Schlappe liebt,
zum Ausgleich eine große Klappe schiebt

Doch sollte sich der Kokolores mehren,
wird Dich Dein Weib, glaub’ mir, schon Mores lehren;
es wird Dich von den Kindereien heilen
und zünftig deine Hintereien keilen.
Und wenn sich über Dir solch Unglück braut, –
o Gott, wie mir vor diesem Anblick graut!

Bedenk’, mein Freund, wer Starallüren schiebt,
den ehelichen Krach zu schüren liebt.

 

7. Du sollst beim Essen kein Geschlampe wagen,
dir wahllos alles in die Wampe schlagen

Wohl ist ‘s nicht leicht, bei vollem Tisch zu fasten
und angesichts von Fleisch nach Fisch zu tasten;
auch glauben viele, ihres Leibes Wust
sei der Garant für ihres Weibes Lust

Doch wenn die Bäuche aus dem Ruder laufen,
sieht man oft zwei wie wilde Luder raufen,
weil, wenn er nach der zweiten Schüssel ruft,
sie lauthals brüllt: “Halt deinen Rüssel, Schuft!” –
Man kann es auch mit schönen Worten tarnen
und schlicht vor allzu fetten Torten warnen

Wer klug ist, weiß, dass schlanker Hüfte Lob
schon manchen Fresssack in die Lüfte hob.

 

8. Du sollst vor zu viel Schnaps den Mund verschließen,
sonst wird er Dir bald Deinen Schlund vermiesen

Demjenigen, der meint, der schlimme Trank
sei nützlich, denn er trimme schlank
und der tagtäglich zum Metaxa lief
als handle es sich um ein Laxativ,
dem sag’ ich: Diesen Hokuspokus lasst,
der ganz und gar nicht auf den Lokus passt.

Nein, wer nach Schnapsgenuss vor Wonnen tanzt,
bezahlt den Spaß mit einem Tonnenwanst!

 

9. Du sollst Dich nicht zum armen Opfer küren
von ‘Damen’, die mit kühlem Kopf verführen

Glaub’ nicht, sie würden eine Warnung geben,
wenn sie an teuflischer Umgarnung weben:
Urplötzlich spürst du eine Rosenhand
verdächtig nah an deinem Hosenrand …

Besonders warn’ ich vor den langen Schwarzen,
die manchmal tückisch sind wie Schlangenwarzen.
Zum Glück erkennt man diese Pockenluder
am heftigen Gebrauch von Lockenpuder
und merkt, der scheinbar ach so treue Blick
ist imitierter Augenbläue Trick.
Gibt eine solche vor, nur trist zu beten,
holt sie meist aus, um wie ein Biest zu treten!

Erliegst du arglos einer Roten Schock,
gehüllt in einen weiten Schottenrock,
kann ‘s sein, es birgt des Rockes Faltenkranz
den heißen Gruß von einem kalten Franz,
und dass sie nun mit ungesunder Wucht
nach dem 3-Monats-Vaterwunder sucht …

Manch Luder hat schon seiner Schuld gehöhnt,
mit Raffinesse seine Huld geschönt,
und wer sich solchem steilen Zahn gebeugt,
glaubt dann, er hätt’ auf freier Bahn gezeugt!

Merk’ dir:

Sitzt Du allein bei einem prächtigen Tranke,
dann hüte Dich vor einer Trächtigen Pranke.

 

10. Du sollst auch aktiv kein Geschlitter wagen,
sonst soll Dich wahrlich ein Gewitter schlagen

Man glaubt sehr oft, wenn Lust im Leibe wohne,
der Weg zu einem fremden Weibe lohne;
doch wenn man außer-ehelich der Lust frönt,
ist sicher, dass man es mit argem Frust löhnt

So manches Flittchen will die Triebe locken;
bei Licht ist das Geschäft der Liebe trocken:
Wenn eine sich so voller Schminke patzt,
dann nur, weil sie nach Deiner Pinke schmatzt;
ganz klar, dass sie sich nur zu einem Zweck schenkt:
dass man ein Heidengeld auf einen Scheck zwängt

Nein, Freund – wer seine Treue mündlich stundet,
der nascht von einem Gift, das stündlich mundet;
Du fühlst dich momentan als wohler Hahn,
doch merkst Du bald: es war ein hohler Wahn, –
weil die, die selten in den Ehen stolpern,
in aller Regel beim Gestehen holpern.

 

Fazit

Es gibt, was ich Euch allen sagen wollte,
nicht Vieles, was man wirklich wagen sollte.

 

 


 

Sterben macht erben

Jeder Neffe hat latent
ein gewisses Erb-Talent

Äußert sich ein Sterbewille
endet meist die Werbestille

Nur: der Güte-Test am End’
ist und bleibt das Testament

*

Viele Leute sterben am
Ärger mit dem Erbenstamm

*

Menschen, die im Schrebergarten
lebenslänglich Gräber scharrten,
sieht man oft alleine sterben –
und die Kinder Steine erben.

 

 


 

Aus Gästebüchern

Es hat mal wieder toll gefunkt:
wir haben ziemlich voll getunkt,
beziehungsweise doll gewankt,
und dafür sei Euch voll gedankt.

*

Weil meine rauhe Rachenluft
nach Weinen und nach Lachen ruft,
hat keiner heute mehr gelacht
und Euch die Flaschen leergemacht

als Euer alter Freund …

*

Wenn Dein Gast den Dritten tankt
und ihn Dir mit Tritten dankt,
gib ihm künftig Baden-Wein,
der ist Samt für ’s Wadenbein …

 

 


 

Ewige Weisheiten

Sein Diplom von Hohen Schulen
muss man sich in Schuhen holen

Akademiker-Weisheit

Seinen mühsam angelachten
Gönner soll man lange achten

…-Weisheit

Arbeit bringt dir heute Last
weil du keine Leute hast

Unternehmer-Weisheit

Kommt ein Herbstgewitter leise,
regnet ‘s häufig literweise

Vergessene Bauernregel

Meistens wächst die Gästemenge
mit der Zahl der Mästegänge

Gastronomen-Weisheit

Wer die edlen Därme wringt,
bis aus ihnen Wärme dringt,
dann den Saitensprung verschwitzt,
hat umsonst den Schwung verspritzt

Alte Streicher-Weisheit